Jean Lurçat über seine Arbeit in der Keramikwerkstatt

In jeder Technik arbeite ich mit einer Mannschaft, und natürlich ist meine Mannschaft für Keramik nicht dieselbe wie für Tapisserie. In Perpignan gibt es einen Mann, den ich sehr hochachte, den Chef einer Werkstatt, wo alle mei­ne Keramiken entstehen, der übrigens auch gleichermaßen Kritiker und Dichter ist - und selbst Keramik-Künstler. Er dient mir als eine Art Geleitschutz, und wenn ich in sein Atelier komme, gehe ich allen Schwierig­keiten, auch mir selber, zum Trotz, ganz in der Keramik auf. lm Übrigen arbeite ich erst in Keramik nach einer Übergangs­zeit von ein, zwei Tagen; ich sauge tief das Klima ein. Ich nehme mir einen Klappstuhl, setze mich ins Atelier, sehe zu, was sie machen, höre den Lärm der Werkzeuge - kurz gesagt: ich wechsle meinen Arbeitskittel. Darin liegt vielleicht auch eine Ermüdung, denn man muss sich ganz umstellen. Doch es ist ein Faktum: jedes Mal wenn ich Keramik-Fragen erörtere, oder Schmuck oder Lithographie, berufe ich mich auf jene, die in gewisser Weise Meister und Experten sind. Ich sage ihnen: »Passen Sie auf, ist das gut so? Scheint Ihnen das gut vom beruflichen und technischen Standpunkt aus?« Wer achtund­vierzig Stunden in einer Gold­schmiede verbringt, und ein wenig Grips im Kopf hat, der denkt dann doch »in Gold«.

Ich glaube, dass so etwas erst zur Zeit der Reife möglich ist. Die Reife - das ist menschliche Erfahrung. Und die Kunst? Ist sie vielleicht etwas anderes? Wenn man in einem gewissen Alter angelangt ist, steht man am Beginn einer großen mensch­lichen Erfahrung, und das bringt gleichermaßen Nachsicht und Respekt hervor. Ab einem ge­wissen Alter begegnet man den anderen mit einer unendlich weniger egozentrischen Ein­stellung, viel mehr mit Fleisch und Blut - und das nenne ich Nachsicht und Milde, also das Gegenteil dieser ansteckenden Krankheit, sich abzugrenzen und andere auszugrenzen.

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