1892
Jean Lurçat wird am 1. Juli 1892 als ältester Sohn von Lucien Lurçat und Charlotte geb. Lhote in Bruyères (Vogesen) geboren. Schulzeit in Epinal.
1908 - 1910
Medizinstudium (médicine coloniale) an der Universität von Nancy.
1911
Einjähriges Studium im Atelier von Victor Prouvé, Gründer der École de Nancy.
1912
Umzug nach Paris, kurze Studienaufenthalte an der École des Beaux-Arts, Paris. Anschließend Studium an der Académie Colarossi in Paris; lernt bei Bernard Naudin die Kunst der Radierung.
1913
Beginn seiner literarischen Tätigkeit. Bekanntschaft zu u. a. Rainer Maria Rilke und Herrmann Hesse. Gründet zusammen mit einem polnischen Mediziner, einem russischen Techniker und einem Pariser Handwerker die Zeitschrift "Les Feuilles de Mai", in der Beiträge von Antoine Bourdelle, Élie Faure, Charles Vildrac, Rainer Maria Rilke, Andre Spire und Ilja Ehrenburg publiziert werden.
1914
Arbeitet als Assistent des Freskenmalers Jean-Paul Laffite. Meldet sich bei Ausbruch des 1. Weltkrieges als Kriegsfreiwilliger.
Sein malerisches Frühwerk ist durch den Impressionismus beeinflusst.
1915
Erste Lithographie.
1916
Eine schwere Verwundung kuriert er in seinem Elternhaus aus und kommt nicht mehr an die Front. Erste Ausstellung seiner Werke in der Galerie Tanner in Zürich.
1917
Seine Mutter fertigt die ersten gestickten Teppiche nach seinen Entwürfen.
1918
Rückkehr nach Paris. Kurze Beschäftigung mit dem Kubismus und Expressionismus, anschließend Hinwendung zum Surrealismus.
1919
Er wohnt für kurze Zeit in Genf bei Jeanne Bucher ("ma mère spirituelle"), die ihn in den folgenden Jahren unterstützt und fördert.
Ab 1920
Rege Reisetätigkeit nach Deutschland (René Schickele und Julius Meier-Graefe führen ihn in Berlin ein), Italien, Spanien, Nordafrika, USA, England, Griechenland und Kleinasien.
Entwirft in dieser Zeit weitere Kanevastapisserien; die meisten werden im Atelier von Marthe Hennebert ausgeführt.
1921
Fertigt Entwürfe für Kostüme und Bühnendekoration für das Stück "Celui qui reçoit des gifles" von Andrejew. Lernt die Sammlerin Marie Cuttoli kennen, in deren Auftrag in den folgenden Jahren viele Tapisserien entstehen.
1922
Erste Ausstellung in Paris, große Wanddekoration in Bernheims Schloss Villefix.
1924
Richtet Wohnung und Atelier in der Gasse Villa Seurat 4 in Paris ein, die von seinem Bruder, dem Architekten André Lurçat, im Bauhaus-Stil errichtet wurde.
Er heiratet Marthe Hennebert.
1925
Die illustrierten Werke "Toupies" und "Baroques" werden von Jeanne Bucher herausgegeben.
1927
Scheidung von Marthe, die ihre Werkstatt nach Toulon verlegt und weiter für Lurçat arbeitet.
1928
Ausstellungen in Paris und New York.
1930
Erste Ausstellung von Tapisserien gemeinsam mit Zeichnungen und Gouachen in der Galerie Becker in New York.
Illustrationen zu "Les Limbes" mit Gedichten von Charles-Albert Cingria.
1931
Weitere Ausstellungen in Berlin (Galerie Flechtheim), London und Philadelphia.
Er lebt abwechselnd in Vevey (Genfer See) und in Paris. Hochzeit mit der Bildhauerin Rossanne Thimoteeff Soskice und Adoption ihres Sohnes Victor aus erster Ehe.
1932
Während eines Aufenthaltes in der Schweiz enstehen acht Federzeichnungen, die unter dem Titel P.P.C. ("Pour prendre congé") bei Jeanne Bucher herausgegeben werden.
1933
Im Auftrag von Marie Cuttoli entsteht der erste am Tiefschaftstuhl gewirkte Bildteppich "L´Orage" nach einem gemalten Karton bei Madame Delarbre in Aubusson. Die Arbeit steht im Rahmen eines Projektes von Marie Cuttoli, die Gemälde von Meistern der Pariser Schule (u.a. Braque, Picasso, Matisse, Le Corbusier) in Tapisserie umsetzen ließ.
Er schafft Bühnendekorationen für ein Ballett ("Les Faux Monnayeurs") von André Gide.
1934
Reise in die Sowjetunion. Teilnahme an einer Ausstellung zeitgenössischer französischer Kunst im Museum für moderne westliche Kunst in Moskau.
1936
Im Auftrag des franzöischen Staates entsteht in der Nationalmanufaktur der Gobelins der erste hochschäftig gewirkte Teppich "Les Illusions d´Icare", ein Geschenk Frankreichs an die niederländische Königin.
1937
Lernt Francois Tabard, Leiter einer alteingesessenen Manufaktur in Aubusson, kennen.
"Bosquet" ist der erste Teppich Lurçats aus dieser Werkstatt.
1938
Sieht in Angers zum ersten Mal die berühmte mittelalterliche Teppichfolge der "Apokalypse" aus dem 14. Jahrhundert, die sein Schaffen stark beeinflusst und wesentlich zur Erneuerung der Tapisserie im 20. Jahrhundert beiträgt. Der Wandteppich "Moisson" entsteht.
1939
Ausstellung im Petit Palais in Paris und in New York.
Umzug nach Aubusson, wo er zusammen mit Marcel Gromaire und Pierre Dubreuil offiziell mit der Reform und Erneuerung der Tapisserie beauftragt wird.
Bis zu seinem Tod entstehen hunderte Tapisserien in enger Zusammenarbeit mit Francois Tabard.
1940
André Derain und Raoul Dufy arbeiten mit Lurçat zusammen.
1941
Wegen der Kriegseinwirkungen Übersiedelung ins Département Lot, zeitweiliger Aufenthalt bei den Benediktinern in En Calcat; Freundschaft mit Dom Robert.
1943
Nach der Verhaftung von Tabard entsteht der Teppich "Liberté", der durch das gleichnamige Gedicht von Paul Éluard inspiriert wurde. Fertigstellung des Teppichs "Es la Verdad" nach einem Gedicht von Guillaume Apollinaire. Ausstellung zeitgenössischer Tapisserien in Toulouse, an der außer Lurçat auch Gromaire, Dubreuil, Dufy, Saint-Saens und Dom Robert teilnehmen. Veröffentlichung des Aufsatzes "Révolte contre le Tableau de chevalet" in der Zeitschrift "Formes et Couleurs".
1944
Ausstellung von Tapisserien in der Galerie Carrée in Paris.
Tritt in den Tagen des Aufstandes im Lot der Résistance bei, wo er Moussinac, Cassou, Chamson und Macenac wiedertrifft.
Engagiert sich im Befreiungskomitee des Lot.
Im Rahmen einer Strafexpedition der SS wird sein Atelier vernichtet.
Nach der Befreiung leitet er für kurze Zeit die Zeitschriften "Liberté" und "Les Étoiles du Quercy".
1945
Sein Adoptivsohn Victor wird im KZ Flossenbürg gefoltert und getötet.
Nach dem Krieg wendet er sich wieder intensiv der Aquarell-Malerei und der Teppichwirkkunst zu.
Er erwirbt die Burganlage "Les Tours St. Céré" aus dem 11. Jh. und richtet dort seinen ständigen Wohnsitz und sein Atelier ein.
Gründung der "Association des peintres cartonniers de Tapisserie", deren Präsidentschaft Lurçat übernimmt.
1946
Teilnahme an der großen Ausstellung "La tapisserie Française du Moyen Age à nos jours" im Musée National d´Art Moderne in Paris, die in den folgenden Jahren mit sehr großem Erfolg auch in Amsterdam, Brüssel und London gezeigt wird.
1947
Entstehung der ersten Teppiche größerer Dimension: "L´Apocalypse" (4,55 x 12,10m) für den Chor der Kirche auf dem Plateau d´Assy und "le Vin" (4 x 10,5m) für das Musée du Vin de Bougogne im Herzogenpalast in Beaune.
Herausgabe von drei Büchern: "Le Travail dans la tapisserie du Moyen Age", "Le Bestiaire de la tapisserie du Moyen Age" und "Tapisserie française". Lurçat legt in diesen theoretischen Schriften der Erneuerung der Tapisserie aus dem Geiste des Mittelalters dar.
1948
Herausgabe von "Géographie animale" mit Illustrationen zu eigenen Gedichten, dem Andenken des ermordeten Sohnes Victor gewidmet.
1949/50
Illustrationen zu "La Création du Monde" von André de Richaud, "Le Monde merveilleux des insectes" von J.H. Fabre und "Les Vingt Fables" von La Fontaine.
Bis 1966 zahlreiche Ausstellungen in Europa und den USA. Parallel dazu Vortragsreisen in Europa, Amerika und Asien zum Thema "Die Erneuerung der Tapisserie".
1951
Beginn der Zusammenarbeit mit der Töpferei Firmin Bauby in Sant Vicens in Perpignan.
Illustrationen zu "Das Lied vom Falken" von Maxim Gorki.
1952
Erste große Ausstellung nach dem Krieg in Paris.
1953
Ausstellungsbeteiligung, "Keramik und Gewebe aus Künstlerhand", Saarlandmuseum, Saarbrücken
1954
Krebstod seiner Frau Rosanne. Fertigung des Teppichs "Hommage aux Morts de la Résistance et de la Déportation".
1956
Heiratet Simone Selves, die er in der Résistance kennengelernt hatte.
1957
Der erste von insgesamt 10 Teppichen des großen Zyklus "Le Chant du Monde" wird gewirkt. Der gesamte Zyklus, dessen letzter Teppich erst nach seinem Tode fertig gestellt wird, sollte insgesamt 500 qm umfassen.
Bis zur endgültigen Präsentation des Zyklus im mittelalterlichen Hospital St. Jean in Angers (ab 1967) werden die Teppiche in vielen Ausstellungen in Europa gezeigt. Gründung des "Centre International de la Tapisserie Ancienne et Moderne" in Lausanne, deren Vorsitzender Lurçat wird.
1958
Herausgabe von "Mes Domaines" mit eigenen Gedichten und Illustrationen. Entwirft Mosaiken für die Kirche von Maubeuge (Architekt ist André Lurçat) und eine riesige Kachelwand für Radio Alsace in Straßburg.
1959
Illustrationen zu "La fable du Monde" von Jules Supervielle und Herausgabe von "Les Signes du Zodiaques", Reproduktionen von 12 Tapisserien.
1962
Erste Biennale der Tapisserie in Lausanne; Retrospektive seiner Malerei (1920-1962) in der Galerie Stiebel in Paris. Robert Mallet gibt "Éloge" heraus.
1964
Wird Mitglied der "Académie des Beaux-Arts".
1965
Der Teppich "Éloge" (3,10 x 13,50 m) für das Verwaltungsgebäude der Lonza AG in Basel wird fertig gestellt.
Illustriert "Animalités" von Jean Giono, nimmt an der Zweiten Biennale der Tapisserie in Lausanne teil.
Einzelausstellung, Farblithografien und Wandteppichen, Saarlandmuseum, Saarbrücken
bedeutendster Vertreter der zeitgenössischen Tapisserie
Gründer und Präsident der "Association des peintres-cartonniers de tapisserie"
Herausgeber mehrerer Werke mit eigenen Gedichten und Illustrationen
zahlreiche nationale und internationale Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen
1966
Lurçat stirbt am 6. Januar an Herzversagen in seinem Winterquartier Saint-Paul de Vence.
1964
wird Mitglied der Académie des Beaux-Arts, Paris/FR
1966
Sonderbriefmarke und -stempel nach dem Motiv seines Wandteppichs "Der Mond und der Stier", Paris/FR
Ehrenmedaille aus Bronze, Club français de la Medaille, Paris/FR
1999
Gründung der Paul-Ludwig-Stiftung - Jean Lurçat und der Jean-Lurçat-Gesellschaft Eppelborn e.V.
2002
Eröffnung des Jean-Lurçat-Museums, Eppelborn
2021
Namensgeber für den Asteroiden (555955) Lurçat
Quellen:
© Jean Lurçat Museum Eppelborn - Alle Rechte vorbehalten
Die Hintergrundbilder dieser Seite basieren auf lizenzfreien Bildern von Pixabay.com, die zum Teil mittels KI bearbeitet wurden.
Die Inhalte der Bilder auf den Fotos stammen von Werken Jean Lurçats. Sie zeigen jedoch nicht den Blick in unser Museum.
Der Blick in das Jean-Lurçat-Museum in Eppelborn ist ausschließlich unseren Besuchern vorbehalten. 😉
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