Simone Lurçat über ihren Ehemann Jean

Wenn man über Lurçat spricht, dann übersieht man meist die menschliche Seite des Künstlers, weil man über Tapisserie sprechen wird: die Seite des Men­schen, des großzügigen, begeisterten Mannes, der sich für alles interessierte, der immer ein offenes Ohr für die Menschen hatte, die zu ihm kamen. Mit Aus­nahme seiner Freunde; er hatte schließlich persönliche Freunde, die wissen es.

Aber leider, leider verschwanden alle seine Freunde und das Bild was übrigbleibt, ist das eines Künstlers mit allen Klischees, die Journalisten benutzen, sehr oft wiedergegeben ohne weiter nachzuforschen, das ist manchmal bedauer­lich.

Er war tatsächlich nicht einer dieser Künstler, die bei den Kumpeln an der Theke stehen müssen. Das war nicht seine Art, aber sein Interesse an allem was menschlich ist, hat ihn nie verlassen. Er war ein Mann mit viel Großzügigkeit und so bestand seine Unabhängigkeit hauptsächlich den Händlern gegenüber. Er wollte nicht gebunden sein. Verpflichtungen lasteten schwer auf ihm. Anders aber, wenn er sich um junge Künstler kümmerte, junge Praktikanten, die er bei sich aufgenommen, damit war er sehr aufmerksam beschäftigt.

Wenn man ihm sagte, er solle nach Aubusson gehen, dann sagte man ihm, es sei, weil es einen Streik gab oder man einem früheren Handwerker helfen musste und ich glaube, er beschreibt es in einer Anekdote, die Carré ihm eines Tages erzählte: „Wir machen eine Tapisserie zusammen, Sie würden nur eine pro Monat schaffen, aber Sie würden gut bezahlt werden". Und Lurçat ant­wortete: „OK, gut für mich, aber die Arbeiter aus Aubusson, wovon würden die leben, wenn wir nur eine herstellten?"

Deshalb wird manchmal gesagt, dass man ihm vorwirft, zu viele Wandteppiche gemacht zu haben. Er machte Tapisserien, damit die Arbeiter in Aubusson Arbeit hatten und man muss sagen, dass damals alle Atelierchefs an seinem Telefon hingen, um Kartons zu verlangen.

Es ist richtig, dass, hätte er weniger Tapisserien gemacht, jede vielleicht viel mehr Wert hätte. Nur die Wahrheit ist, dass es Arbeitslosigkeit gegeben hätte, so wie sie leider jetzt wieder anfängt, aber jahrelang komplett verschwunden war. Er war so davon überzeugt, dass die Teppichweberei eine alte Kunst sei, die verschwunden war und dass sie es wert sei, jetzt wieder empor gebracht zu werden, dass er alle Welt davon zu überzeugen suchte. Sein Interesse für die Arbeiter, das ist auch eine menschliche Wärme, die er in dieser Gruppenarbeit bei den Wirkern fand, bei seinen Schülern, bei ... Nun ich sollte nicht „Schüler" sagen, das hat er immer abgelehnt, er sagte: „Ich bin kein Pädagoge" aber er hatte Assistenten, die auf dem Laufenden waren."

Quelle: Ausstellungskatalog "Jean Lurçat, 1892-1966", Museum Haus Ludwig für Kunstausstellungen Saarlouis, 23.9.2000 - 28.1.2001

Simone und Jean Lurçat,

Verheiratet von 1956 bis zu seinem Tod 1966

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